Nun sitzen wir in der Boeing 747 der Lufthansa im Oberdeck, haben die Rockys längst überquert, das Abendessen – diesmal sehr lecker – verputzt, Karl trinkt seinen ersten Sauvignon Blanc seit vier Wochen, und Leo schaut vor dem Schlafenlegen einen Film: „Die Pinguine von Madagaskar“. Zuvor haben wir uns noch einmal über unsere dritte gemeinsame Vater-Sohn-Reise unterhalten und Leo hat seinen eigenen Blick auf diese Zeit formuliert. Hier ist sein zweiter Blogbeitrag, aufgeschrieben von Karl. Der Text ist anschließend von Leo autorisiert worden. (Dieser Text ist über dem Atlantik gesendet worden, Fotos werden in Düsseldorf eingefügt)
Die letzten Tage war ich manchmal traurig. Immer morgens, wenn wir zu einem neuen Ort gefahren sind und Papa gesagt hat, jetzt noch fünf, vier oder drei Tage, dann fliegen wir zurück. Ich würde so gerne noch länger in Kanada bleiben, das gefällt mir hier total gut. Am liebsten wünschte ich mir, dass ich in der Welt alles gleichzeitig haben könnte: zu Oma und Opa fahren, Anne, und mit Papa weiter auf Tour sein. Aber das geht ja nicht.
Papa hat heute Morgen im Hotel gesagt: Komm´ Leo, wir lassen den Flug einfach sausen und bleiben in Vancouver. Aber da habe ich gesagt: Neeeiiin. Du hast ja deine Freunde nicht hier und kannst hier auch nicht arbeiten. Aber wir können ja wiederkommen. Ganz bestimmt. Ich möchte noch einmal nach Kanada. Das ist hier so toll!
Wenn Papa dann wissen will, was ich denn so besonders toll finde, dann habe ich ihm gesagt, dass er diese Reise gebucht hat, und dass wir den Camper hatten. So konnten wir immer woanders hinfahren und uns etwas anschauen. Wir haben so viele Sachen gesehen. Eben, als wir über die Rockys geflogen sind, waren unter uns noch einmal die ganzen Berge, Gletscher und Seen, der Lake Louise und Vancouver Island haben wir beim Start auch noch einmal gesehen. Und wir haben gesehen, dass die Feuer jetzt aus sind und kein Rauch mehr über den Bergen ist. Wir konnten die hohen Rockys mit den Gletschern und dem Schnee von oben sehen. Ich habe ja den Fensterplatz – wie immer.
Weil die Waldbrände endlich gelöscht sind, hatten wir die letzten zwei Tage in Vancouver auch richtig gutes Wetter, Sonne und blauen Himmel. Wir waren noch im Stanley Park und im Aquarium und sind dann am Hafen zu unserem Hotel zurückgelaufen. Das liegt direkt zwischen Hafen und der Stadt, von unserer Suite mit drei Zimmern konnten wir direkt auf das Meer blicken. Ich kenne mich da schon super aus und habe in Vancouver auch schnell alles wiedererkannt. Papa meinte ja, das Aquarium in San Francisco sei besser gewesen als hier in Vancouver, aber ich habe sofort gesagt: in San Francisco gab es keine Wale. „Stimmt“, hat er dann gesagt.
Wir sind mit dem Taxi zum Aquarium gefahren, weil wir nur noch wenig Zeit hatten. Da hat sich Papa mit dem Fahrer auf Englisch unterhalten. Ich habe alles verstanden und es ihm nachher gesagt. Da war er ganz überrascht. Ich habe ganz viel auf Englisch verstanden und mit den Leuten auch immer gesprochen; auch mit den anderen Kindern, mit denen ich an unserem letzten Abend auf dem Campingplatz gespielt habe. Ich habe Papa auch gesagt, was ich nicht so toll fand an ihm: dass ich da dann ins Bett musste, weil wir am nächsten Tag früh aufstehen mussten, um nach Vancouver zu fahren.
Aber sonst war alles in Ordnung mit uns. Ab und zu hat er mit mir gemeckert. Meistens, wenn ich nicht so toll gegessen habe. Aber wir haben uns immer so viel erzählt, dann habe ich darauf gar nicht geachtet. Papa sind Tischmanieren, wie er sagt, so wichtig. Ich kann das ja auch, manchmal denke ich an manche Dinge aber nicht. Oder wenn ich durch meine Damelei, wie er sagt, mal wieder irgendeinen Mist gemacht habe. Aber das ging schnell vorbei. Wir können beide ja ganz schnell vergessen und haben ganz viel Spaß gehabt, konnten auch oft über uns lachen. Besonders einmal, aber das erzähle ich nicht. Das ist unser Geheimnis.
Und ich habe ganz schön geholfen. Ich kenne ja diesen Camper aus dem letzten Jahr. Und ich will wieder damit losfahren. In Kanada hatte ich immer meine Aufgaben. Camper ausfegen, Sonnendach ausfahren, Wohnzimmer ausfahren. Und natürlich, wenn wir losgefahren sind, wieder einfahren. Außerdem habe ich Papa beim Einparken auf unseren neuen Plätzen immer gesagt, wie weit er fahren kann, rechts und nach hinten. Obwohl wir eine Rückwärtskamera hatten, war das immer ganz schön schwierig zu sehen. Der Camper war ja auch diesmal größer als im letzten Jahr. Und den Müll habe ich auch immer weggebracht, die Dosen, Flaschen und die Beutel.
Von den Bären und der Grizzly Lodge habe ich ja schon berichtet. Aber das werde ich nicht vergessen, als der Grizzly auf einmal hinter Papa war und er es nicht gemerkt hat. Und dann haben wir vor ein paar Tagen die Sonnenfinsternis beobachtet, aber nicht sehr lange, weil wir keine extra Brillen hatten. Papa hat mir aber gezeigt, wie sich der Mond vor die Sonne geschoben hat. Ich hatte Papas Sonnenbrille auf, aber es hat noch ganz schön lange vor meinen Augen geflackert.
Unsere Wanderungen durch die Rockys waren toll. Ich hatte jetzt ja richtige Wanderschuhe und konnte die Berge rauf und runter gehen, ohne dass ich abrutschte. Das war klasse, wir waren da immer ganz allein unterwegs und mussten immer aufpassen, dass keine Bären in der Nähe waren. Das war ganz schön spannend.
Wichtig war aber auch Fortuna. Dass Fortuna so oft gewonnen hat und auch im Pokal hat mich sehr gefreut. Da habe ich einmal sogar Mama angerufen und es ihr gesagt. Ich habe die Tabelle auf Kicker sofort fotografiert. Auch dass Schalke gewonnen hat, finde ich gut. Nur dass Höwedes nicht mehr Kapitän ist, finde ich doof. Papa sagt, der wird Schalke jetzt verlassen. Höwedes ist mein Lieblingsspieler bei Schalke. Papa freut sich auch noch über Bielefeld. Aber ich glaube, wenn die nach Düsseldorf kommen, gewinnt Fortuna.
Und wir haben uns immer ganz toll gefreut, wenn Theo und Thomas uns geschrieben haben im Blog. Das sind Papas Freunde. Und auch meine. Das haben wir dann immer zusammen gelesen. Das war ja auch oft ganz witzig.
Tschööööö bis zur nächsten Reise.